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Reduktion der Strahlenbelastung an Schulen

Einfluss der Strahlenbelastung auf unsere Gesundheit – ein Thema, das unsere Öffentlich-rechtlichen Medien nur selten streifen. Wird es einmal angesprochen, stellt es die Allgemeinheit oft in die Ecke der Verschwörungstheorien. Demzufolge findet es mehr Beachtung in der alternativen Berichterstattung. Unabhängig davon beobachte ich bei mir selbst seit mehr als ein Jahrzehnt anhaltende Kopfschmerzen, wenn ich mich über mehrere Minuten in direkter Nähe von DECT-Telefonen, WLAN-Routern und ähnlichen Geräten aufhalte. Aus diesem Grund stellte ich auf Kabeltelefonie um und lebe zuhause seither WLAN-frei. Mein Smartphone ist zu 99% der Zeit ausgeschaltet bzw. im Flugmodus. Seitdem bemerke ich eine klare Besserung meines Gesundheitszustandes.


Wie ernst zu nehmend ist demzufolge dieses vermeintliche Tabu-Thema in Bezug auf unsere Schulen? Wie wirkt die Strahlung auf sensible Kinder, wenn sie schon bei einer erwachsenen Person wie mir Auswirkungen zeigt?


Schaden durch WLAN und Ähnlichem wird nicht allein von sogenannten «Verschwörungstheoretikern» propagiert, welche die Digitalisierung teilweise undifferenziert als Negativentwicklung einstufen. Dass die Belastung von Strahlung im Mikrowellenbereich Einfluss auf die Gehirnentwicklung Ungeborener in Form von Verhaltensstörungen nimmt, ist inzwischen in einer Studie mit Mäusen nachgewiesen (vgl. Scientific Reports, 2012). Es ist nicht ausgeschlossen, dass die Strahlenbelastung auch für junge und erwachsene Menschen Gesundheitsrisiken darstellen kann. Möglicherweise ist die Strahlenbelastung ein Grund für die Zunahme von Kindern mit dem ADH-Syndrom?

Es scheint im Allgemeinen viele Unklarheiten in diesem Bereich zu geben. Das Thema ist noch nicht genügend erforscht, um klare Schlüsse zu ziehen. Verschiedene Warnhinweise zeugen aber davon, dass Mikrowellenstrahlung nicht als ungefährlich eingestuft werden sollte:

  • Apple schildert in der iPhone-Bedienungsanleitung Schritte zur Minimierung der Aussetzung von Funkfrequenzen. Folgende mögliche körperliche Beschwerden werden in Verbindung mit dem Gebrauch des iPhones aufgeführt: Krampf- und Ohnmachtsanfälle, Augen- oder Kopfschmerzen. (2014, S. 198)
  • Telekom erwähnt in der Bedienungsanleitung des Routers «Speedport Smart 3» folgendes: «Vermeiden Sie das Aufstellen Ihres Speedport in unmittelbarer Nähe zu Schlaf‐ und Kinderzimmern, um die Belastung durch elektromagnetische Felder so gering wie möglich zu halten.» (Telekom Deutschland GmbH, 2022)
  • Telekom Deutschland rät, das WLAN abzuschalten: «Wenn Sie das WLAN nicht nutzen, sollten Sie es abschalten. Auf diese Art und Weise schützen Sie sich nicht nur vor Datendieben, sondern sparen auch Strom und verringern die Strahlenbelastung. Wegen der sollten WLAN-Router übrigens nach Möglichkeit nicht im Schlafzimmer aufgestellt werden.» (WLAN-Sicherheit | Telekom Hilfe, o. J.)
  • Deutsches Bundesamt warnt Schulen vor WLAN-Netzen. (Donner, 2015)
  • Hochfrequente Strahlung wird von der Weltgesundheitsorganisation WHO in die Gruppe 2B der Karzinogene eingestuft. (Suchbegriff «Radiofrequency electromagnetic fields» unter List of Classifications – IARC Monographs on the Identification of Carcinogenic Hazards to Humans, 2022)
  • Es gibt weitere Beispiele, wie das Verbot von WLAN in Kinderkrippen Frankreichs und Kindergärten Zyperns und Israels. An einer Primarschule in Finnland wird abschaltbares WLAN vorausgesetzt. (Schulen ohne WLAN, 2022)

Es gibt – wie in so einigen Forschungsgebieten – Studien, welche die Gesundheitsgefährdung von Mikrowellenstrahlung belegen und andere, welche keinen eindeutigen Zusammenhang nachweisen können (Scientific Reports, 2011). Im Hinblick auf unsere Schulen und die Schulkinder sehe ich als iScout eine Verantwortung darin, dem zum grossen Teil unerforschten Gebiet Sorge zu tragen. Flächendeckendes WLAN an Schulen ist sehr praktisch, muss meiner Meinung nach aber unbedingt unter dem gesundheitlichen Aspekt betrachtet werden. Ist eine Dauereinwirkung von Mikrowellenstrahlen gesund? Gibt es elektrosensible Kinder? Hat Mikrowellenstrahlung Einfluss auf ADHS? Solange wir diese Fragen nicht beantworten können, gilt es, sich um gewisse Schutzmassnahmen zu kümmern und die WLAN-Belastung auf ein minimales Mass zu reduzieren.

Welche Schutzmassnahmen sind praktikabel und für einen iScout umsetzbar? Ein ganzes Schulhaus mit allen Lehrer-, Schüler-Computern, Druckern und Switches zu verkabeln und auf WLAN zu verzichten, scheint aufwendig und kostspielig. Doch es gibt einfach umzusetzende Massnahmen. Bevor man Schutzmassnahmen umsetzt, ist eine lokale Beurteilung durch einen Strahlenschutzspezialisten von Vorteil. Die folgende Auflistung dient als Ideensammlung zur Umsetzung einer möglichst strahlenfreien Schule:

  • Zeitschaltung aktivieren: Das Schulhaus legt eine Zeit fest, in der das WLAN genutzt werden kann. Von Vorteil sind kabelgebundene Arbeitsplätze in jedem Schulzimmer, falls ein einzelner PC einen Internetzugang während des deaktivierten WLAN braucht. Diese Möglichkeit besteht zum Beispiel bei Telekom Speedports.
  • Access-Points möglichst weit entfernt von den Arbeitsplätzen der Kinder anbringen.
  • Je nach Marke kann man die Sendeleistung per Browser nach Bedarf steuern.
  • WLAN-Access-Points können nach dem Prinzip «Faradayscher Käfig» in Schutznetze eingepackt werden, solange sie nicht genutzt werden. Damit kann man die Strahlung je nach Material um einen Grossteil reduzieren.
  • Neuere Access-Points regulieren die Sendestärke je nach fliessender Datenmenge.
  • Access-Points nur dort installieren, wo sie gebraucht werden.
  • Räume, in welchen kein WLAN-Empfang nötig ist, können mittels Strahlenschutz-Farbe abgeschirmt werden.
  • Bluetooth bei Geräten deaktivieren, wenn sie nicht genutzt werden.

Mein Wunsch ist, dass sich Personen der Thurgauer Volksschule vernetzen, um die Strahlenbelastung an unseren Schulen zu reduzieren.

Falls Sie Interesse daran haben, mit mir zusammen eine Interessengruppe Strahlung innerhalb des Netzwerkes Schule und Digitalisierung zu gründen (Netzwerk_SchuleundDigitalisierung_Steckbrief.pdf, 2021), melden Sie sich bei mir! Gemeinsam können wir Schulen im Thurgau helfen, die Strahlenbelastung für unsere Schulkinder möglichst gering zu halten. Auch bei Fragen zum Thema bin ich gerne Ihre Ansprechperson.

Kontakt: timon.buehler[at]vsgdh.ch / timon.buehler[at]bluewin.ch

Text: Timon Bühler, Klassenlehrer an der Primarschule Schlatt, iScout in Diessenhofen, Basadingen-Schlattingen und Schlatt

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Titelbild: Photo by Markus Spiske on Unsplash

4 Comments

  1. Alex Hensel

    Als Mitglied des Institutes für biologische Elektrotechnik Schweiz IBES, kann ich diese Worte nur unterstützen und als richtig einstufen. Es ist an der Zeit, dass diesem Thema mehr Beachtung geschenkt wird. Der Minderung von Strahlenbelastungen sollte bereits in der Planung des Baues mehr Achtung geschenkt werden.

    Die vorgeschlagenen Massnahmen sind korrekt und könnten mit geringem Aufwand einen grossen Nutzen für alle bringen.

    Alex Hensel

  2. Urs Raschle

    Sehr gut, besten Dank.
    Leider wird in den Schulen bzw. in den Schulzimmern überhaupt nicht darauf geachtet das die Strahlung minimiert wird. In den meisten Schulzimmern hängt ein WLAN-Router und sendet stetig elektromagnetische hochfrequente Felder ab, ob er gebraucht wird oder nicht ist egal. Das ist im Prinzip eine Zwangsbestrahlung dem das Kind nicht ausweichen kann …
    Den meisten (allen), den Lehrern, den Eltern und auch den Informatikverantwortlichen ist überhaupt nicht klar wie stark diese Felder im Schulzimmer überhaupt sind. Kaum eine Schule hat Messungen veranlasst, um sich ein eigenes Bild hiervon zu machen und wenn, dann meist mit einfachen und untauglichen Breitband-Messgeräten bei denen keine Messung nachvollzogen werden kann.
    Hinzu kommt noch die Verwendung der Tablets, die alle mit WLAN verbunden sind. Bei der Benützung der Tablets explodieren die Strahlenwerte im Raum und direkt bei den Kindern.

    Es wäre ganz einfach die Strahlenbelastung zu reduzieren sogar zu eliminieren, wenn der Wille von der Schulbehörde aufgebracht würde. JA, es benötigt etwas Infrastruktur und ja man muss nicht den herkömmlichen Informatikdienst fragen, denn diese raten meist davon ab. Es ist aber auch so dass dieser Dienst es nie wirklich ausprobiert hat und daher keine Lösung aufzeigen kann.

    Wäre es nicht wunderbar, wenn die Kinder in der Schule einen kritischen Umgang mit der strahlenden Technik lernen würden?

    Wenn Ihnen ein Weg aufgezeigt wird, wie es auch ohne diese Strahlung gehen würde?

    Es geht noch weiter … den Kindern werden Tablets mit nach Hause gegeben, um Hausaufgaben machen zu können. Die Eltern werden also gezwungen zu Hause auch ein WLAN zu betrieben. JA, die meisten haben diese vermutlich auch, aber es würde auch zuhause anders gehen. Das liegt aber bei der Verantwortung der Eltern.

    Was aber aus meiner Sicht überhaupt nicht geht, und was in einigen Schulen bereits getan wird, ist das die Tablets von den Schulbehörden so programmiert werden, dass der WLAN an den Tablets überhaupt nicht mehr ausgeschaltet werden kann… Es wird also den Kinder verwehrt das Gerät an einem Kabel zu betreiben damit es nicht dauernd den elektromagnetischen Felder ausgesetzt wird.

    Es wäre toll wenn sich einige z.B. Eltern zusammen tun würden, eine professionelle Messung mittels frequenzselektiver Spektrum Analyse durchführen lassen würden, um die Belastung der Kinder aufzuzeigen. Es ist aber dabei zu beachten dass WLAN-freundlichen oder Strahlungs-freundlichen Techniker geneigt sind andere Messverfahren anzuwenden die immer unterbewertete Resultate ergeben. (z.B. Mittelwert oder Spitzen Betrachtung)

    Für gute Messspezialisten in Ihrer Region können sich mich gerne kontaktieren. Durch meine über 20-jährige Tätigkeit als Messtechniker kenne ich einige hiervon.

  3. Daniel Laubscher

    Gerne pflichte ich den Kommentatoren und dem Verfasser des Artikels bei.

    Leider versuchen unsere Mainstreammedien mit Fakenews wie: Dank 5G habe die Strahlungsexposition abgenommen, völligen Schwachsinn ohne wissenschaftliche Evidenz zu verbreiten.

    Dass es sich beim Mobilfunkdienst 5G um eine technologische Weiterentwicklung handelt, welche mit einer gänzlich neuen Funktechnik (beamforming) betrieben wird, ist sowohl in der Gesellschaft, Politik und Wissenschaft unbestritten.

    Diese neue Technologie sei erforderlich um ein Kapazitätsproblem bei der funktechnischen Datenübertragen zu beheben. Die Mobilfunkbranche will gemäss eigenen Aussagen 100x mehr Daten, 100x schneller übertragen. Dies ist jedoch gemäss der wissenschaftlich allseitig anerkannten Strahlungsphysik nicht möglich, ohne massiven Sendeleistungsausbau und der Erhöhung der Strahlenschutzgrenzwerte! Dies haben die Mobilfunkbetreiber dem Bund bereits vor der Konzessionsersteigerung im Jahre 2017 mitgeteilt. Sie seien am Mobilfunkdienst 5G interessiert – jedoch müsse gleichzeitig auch die Strahlenschutzgrenzwerte erhöht und das Schutzkonzept aufgeweicht werden, um die neue Mobilfunktechnik anwenden zu können.

    Darum ist es entscheidend, dass wir die Innenräume und gerade die Schul- und Lernräume von schädlicher Strahlung fernhalten. Dies ist mit Glasfaser bestens erreichbar. Zudem ist diese Datenübertragung sicherer und benötigt rund 10x weniger Energie um die gleiche Datenmenge zu übertragen als Funk.

    Es ist entscheidend gerade die Schulen mit wissenschaftlichen Fakts aufzuklären.

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