Das Bildnerische Gestalten in der Schule gilt traditionellerweise als Ort und Raum, wo Kreativität und Handwerk einen hohen Stellenwert besitzen. Das haptische und praktische Arbeiten mit unterschiedlichen Materialen nimmt dabei eine zentrale Rolle ein. Hier arbeiten die Schüler:innen mit Farben, Pinseln, Scheren, Leim, Messern, um nur einen kleinen Teil aufzuzählen.
Im Lehrplan wird bei der Kompetenz MI.1.2. «Die Schülerinnen und Schüler können Medien und Medienbeiträge entschlüsseln, reflektieren und nutzen» durch einige Querverweise in den Fachbereich Bildnerisches Gestalten verwiesen. Welche Möglichkeiten bietet diese Ausganglage für den Unterricht im 3. Zyklus im Bereich Kultur- und Bildverständnis?
Im Zuge des MIA21-Kurses Medien in der Sekundarschule Ermatingen entstand in Zusammenarbeit zweier Lehrpersonen aus den Lektionen Informatik und Zeichnen eine sehr gelungene und sehenswerte Umsetzung. Die Entstehungsgeschichte und die entstandenen, digitalen Kunstwerke werden in diesem Blogbeitrag gelüftet.
Die Idee
Im Zentrum eine intensive Auseinandersetzung mit bekannten Kunstschaffenden und das Eintauchen in ihre Kunstwerke. Mit einfachen digitalen Techniken sollen diese Bilder zum Leben erweckt werden. Dieses Ziel soll ohne technische Hilfsmittel erreicht werden, damit der kreative Prozess möglichst ungestört bleibt.
Der Ablauf
Im Zentrum eine intensive Auseinandersetzung mit bekannten Kunstschaffenden und das Eintauchen in ihre Kunstwerke. Mit einfachen digitalen Techniken sollen diese Bilder zum Leben erweckt werden. Dieses Ziel soll ohne technische Hilfsmittel erreicht werden, damit der kreative Prozess möglichst ungestört bleibt.
In den Lektionen Bildnerisches Gestalten (BG) wurden unterschiedliche Künstler:innen, ihr Leben, ihre Werke und Techniken vorgestellt. Die Schüler:innen vertieften ihren Eindruck und entwickelten Sympathien für ihren «Lieblingsmaler» oder «Lieblingsmalerin». Danach gestalten sie mit Acrylfarbe oder Gouache ein eigenes Kunstwerk in der Art des Kunstschaffenden auf Leinwand oder Pappe.
Kunsthausbesuch im Kornhaus Romanshorn
Die Klasse erlebte in der Ausstellung «Von Monet bis Kandinsky» auf ergreifende und belebte Art, wie digitalisierte Kunst in räumlicher Projektion erlebt gemacht werden kann. Die Ausstellung im House Of Digital Art zeigt diee Ausstellung bis Ende März 2022. Weitere Informationen direkt auf der Homepage des Museums.
Weiterführung im Medienunterricht
Für das abschliessende Projekt wurden Schülergruppen aus den Informatik- und BG-Klassen gebildet. Jeder Gruppe waren so Experten für die Gestaltung als auch für die technische Umsetzung am Computer zugewiesen.
IT-Inputs
Der technische Umsetzung erfordert vertiefte Anwendungskenntnisse im Bereich Bildbearbeitung und Greenscreentechnik. Für die Animation der Bildebenen konnten die Schüler:innen das Programm Premiere Pro verwenden, sodass ein dreidimensionaler Effekt entstand.
Zu den Feinheiten gehörten die Veränderungen von Farbe, Tonwert, Helligkeit oder der Einsatz des Stempelwerkzeuges, um einzelne Objekte zu entfernen und in neuen Ebenen hinzuzufügen. Zusätzliche Bewegungung brachte der Einsatz weiteren Layern mit Linsenreflexionen, Nebel usw.
Zuletzt wurden die animierten Kunstwerke passend vertont. Dazu unterlegten sie die Animation mit Geräuschen und Musik.
Alternativ werden einzelne Bilder in einer Sequenz verändert. Bsp. Sonnenuntergang von Monet. Aus einem einzelnen Bild entstehen dann um die 60 Bilder, welche in einer Bildreihe (Filmschleife) zusammengestellt werden.All diese technischen Kniffe konnten bei den Schüler:innen nicht vorausgesetzt werden. Hier erwies sich der Einsatz von einfachen Erklärvideos als sehr nützlich und entlastend für die Lehrperson. Die notwendigen Arbeitsschritte am Computer wurden live kommentiert als Bildschirmaufnahme festgehalten. Mithilfe dieser Videosammlung konnten sich die Schüler:innen die Fertigkeiten meist selber beibringen.
Herausforderungen
Die grösste Schwierigkeit ist sicher die Kompetenz der IT-Fachperson, welche Programme wie Photoshop und Premiere auf hohem Niveau beherrschen muss. Die Lehrperson muss in der Lage sein, vorher ein Projekt selber umzusetzen, damit in einem sehr kurzen Zeitfenster ein Resultat möglich ist. Die Betreuung der arbeitenden Schüler:innen ist sehr anspruchsvoll und lässt keine Zeit für «Versuche» frei.
Die Resultate
Hier einige Beispiele aus der Sammlung der Schule Ermatingen:
Abschluss
Zum Schluss konnten im Film «Loving Vincent» professionell gestaltete Animationen bestaunt werden. Da eine solche Perfektion selber nie erreicht werden kann, sollte der Film auf keinen Fall vorher gezeigt werden. Das würde die kreativen Leistungen der Schüler:innen einschränken und ihre Arbeit schmälern. Auch die Lehrpersonen hatten sich nur kurze Sequenzen angeschaut, damit ihre Gedanken frei zur Gestaltung blieben.
Präsentation der digitalen Kunstwerke
Es bestehen mehrere Möglichkeiten, die Projekte zu präsentieren. In Ermatingen wird dazu der interaktiven Infoscreen im Eingangsbereich genutzt. Damit haben alle Interessierten die Möglichkeit, die Arbeiten anzusehen. Ein grösseres Projekt könnte dann mit verschiedenen Beamern oder Screens in einem dunkeln Raum realisiert werden, wodurch der die Animationen wie in der Ausstellung im House Of Digital Art erlebt werden könnten.
Fazit
Die digitale Auseinandersetzung mit Gemälden erfordert ein Eintauchen ins Bild. Es entsteht eine interessante Verbindung mit den Künstler:innen, welche deren Kunstwerke aus der Sicht der Jugendlichen wertvoll erscheinen lässt. Mit der Aufarbeitung entsteht eine Brücke zur Gegenwart. Die durchführenden Lehrpersonen schauen stolz auf das Projekt zurück. Die aktive Mitwirkung der Schüler:innen bei der Entwicklung machte es zu einem spannenden, gewinnbringenden Prozess für alle Beteiligten.
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