Fernunterricht kann produktiv und wirksam sein, wenn man einige Dinge beachtet. Die Arbeit mit digitalen Tools ist mit Herausforderungen verbunden, die das Lernen verändern. Grundsätzlich gelten aber auch hier die Kriterien für guten Unterricht. Beziehungsarbeit und Motivation sind zentral. Hierfür gilt es die vielfältigen medialen Chancen zu nutzen.
Step by Step
- schrittweise vorgehen, nicht alles gleichzeitig umsetzen wollen
- erste Erfahrungen sammeln, Bewährtes weiter ausbauen
- Perfektionsanspruch zurückschrauben
- zusammenarbeiten, auf die Ressourcen im Team zurückgreifen
Beziehung halten
Vertrauen und Selbstvertrauen
- Vertrauen in die Unterstützung durch das Schulhausteam
- Vertrauen auf die Fähigkeiten und das Engagement der Schüler/innen im Fernunterricht, auch ohne direkte Kontrolle
- Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten beim Einarbeiten in eine ungewohnte Form des Unterrichtens
Gemeinschaft aufrechterhalten
- regelmässig gemeinschaftsbildende virtuelle Massnahmen (Rituale), (z.B. Instagram Takeover, ein im Klassenverband betriebener Kanal aus dem Alltag der Schüler/innen)
- z. B. ein gemeinsamer Start in den Tag/ gemeinsame Wochenbilanz
- kollaborative Games, mindestens eine synchrone Aktivität/Woche, ansonsten asynchron (Beispiele entwickeln)
- regelmässig digitale Gruppenarbeiten durchführen mit Peer-Feedback verbinden
- kleine Erfolge feiern (bspw. alle sind gleichzeitig online)
- Klassenrat virtuell durchführen, …
- Kontroverse Fragen gemeinsam (asynchron) diskutieren (z. B. mit Tools wie tricider.com)
- Erzählkreis als Videocollage? Geburtstagsvideos, …
Lernbegleitung sicherstellen
- erste Sprechzeiten anbieten (nicht 24/7 verfügbar sein)
- individuelle Sprechstunden und Lernbilanzgespräche durchführen (minimum 0,5h/Schüler/in pro Woche; individuellen Lernbedarf ermittel;
- regelmässig Lernprodukte sichten und würdigen
- persönliche und niederschwellige Feedbackmöglichkeiten verwenden (Video, Ton, Sprachnachricht, Mail, direkt im Dokument)
- Übungsaufgaben mit Selbstkontrolle über einschlägige Plattformen anbieten (z.B. anton.app, learningapps.org, learningview.ch etc.).
- Offene bzw. Transferaufträge konsequent feedbacken, besser wenige, dafür vertiefende Aufträge, diese ausführlich und persönlich feedbacken (Text, ton, direkt, etc.)
Mediale Chancen nutzen
Keep it simple!
- immer denselben Kommunikationskanal verwenden
- nach Möglichkeit Tools verwenden, mit welchen man schon Erfahrungen gemacht hat;
- auf wenige funktionierende Tools setzen
- keine Live Tool Tests durchführen
- unterschiedliche technische Voraussetzungen in den Elternhäusern berücksichtigen (z.B. nur ein Computer für mehrere Kinder vorhanden)
Für Abwechslung sorgen
- überwiegend asynchrones (zeitlich versetztes) Arbeiten ermöglichen;
- ab und zu auch synchrone Arbeitsformen (z.B. Videokonferenzen) zur Motivation und Gemeinschaftsbildung einsetzen
- abwechslungsreiche mediale Lernsettings anbieten (nicht nur Lernen und Üben, sondern auch erarbeiten, recherchieren, produzieren, dokumentieren, präsentieren,
- komplexe Sachverhalte mithilfe von Erklärvideos zugänglich machen; Schüler/innen beim Erklären mit einbeziehen durch eigene Videos/Audios
- ePortfolios führen zur Dokumentation des eigenen Lernfortschritts (mit einfachen Tools wie z.B. Padlet-Blog-Template)
Vorhandene (digitale) Materialien sinnvoll einbinden
- Gratismaterialien von Verlagen oder SRF mySchool nutzen
- User-generated Content Plattformen bei Bedarf einbinden (z.B. learningapps.org)
- Vorhandene Lehrmittel weiter nutzen, analoge Materialien digitalisieren und bereitstellen
Unterricht gewährleisten
Weniger ist mehr!
- Fernunterricht ist für Lehrpersonen und Schüler/innen neu; daher sind technische, soziale und organisatorische Reibungsverluste zu erwarten
- Stoffmenge reduzieren; Schwerpunkte setzen, Lernzuwachs entsteht insbesondere in den Bereichen Online-Kollaboration und Selbst-Organisation
- Bewusst machen: was ist wirklich wichtig?
- Stundenplanstrukturen auflösen, Lernen flexibilisieren
- von aktuellen Ereignissen / Phänomenen ausgehen (z. B. Corona Pandemie)
- Gesamtworkload abstimmen und begrenzen (Lead: Klassenlehrperson)
Klarheit und Transparenz
- Lernziele deutlich machen
- Aufträge unmissverständlich formulieren
- Zeitbedarf eingrenzen (Zeitbedarf für Aufgaben ermitteln)
- erwarteten Umfang klären
- Qualitätskriterien klar kommunizieren
Selbstbestimmung ermöglichen, Differenzieren
- flexible Zeiteinteilung (z.B. durch Wochenplanarbeit)
- eigene Themen auswählen lassen, projektartiges Arbeiten ermöglichen
- Pflicht- und Zusatzaufträge anbieten, Wahlmöglichkeiten zulassen
- nach Möglichkeit aktivierende und produktive Aufgaben stellen
- mit Schüler/innen gemeinsam Themen und Abläufe planen (sofern möglich)
Lernen trotz Corona: Plattform der PH Schwyz, die einen guten Überblick bietet
Dreimmaldrei – Fernlernen: Seite der PHZH, die neben Tools auch Szenarien für das Fernlernen beschreibt (Comic von Thomas Staub/PHZH)